Vorwort

Diese Steyler Missionschronik will ein Beitrag zur „missionarischen Bewusstseinsbildung“ sein. Aus erster Hand bietet sie Bilder, Artikel und Berichte aus der Weltkirche.

Martin Ueffing SVD

Wie viele andere Orden auch, haben wir Steyler Missionare in den letzten dreißig Jahren unser Selbstverständnis zu vertiefen gesucht. Dabei haben wir besondere Merkmale oder Kennzeichen von SVD-Leben und -Arbeiten in den Blick genommen. Diese Kennzeichen, die wir als Gaben des Heiligen Geistes verstehen, sind: Bibelapostolat, missionarische Bewusstseinsbildung, der Einsatz für Gerechtigkeit-Friede-Bewahrung der Schöpfung und Kommunikation. Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die in diesen Bereichen tätig sind – seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich die Kirche, haben sich verschiedene Ordensgemeinschaften auch diesen Gebieten zugewandt. Dennoch scheinen diese vier Kennzeichen zusammen charakteristisch zu sein für uns als Mitglieder der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Missionarische Bewusstseinsbildung heute hat mit der Wahrnehmung von Kirche als Weltkirche zu tun und damit, wie wir auf den missionarischen Auftrag, der alle Christen betrifft, antworten können. In dem Wort „Allen Völkern sein Heil“ der deutschen Bischöfe von 2004 heißt es: „Heute wissen wir, dass alle in ihren Kulturen verwurzelten Ortskirchen eine missionarische Aufgabe haben und sie auch wahrnehmen. Daher müssen wir als Deutsche und Europäer uns fragen, welche Herausforderungen in der globalisierten Welt und in der Weltkirche auf uns zukommen. Das missionarische Handeln in unserem eigenen Land und in der Völkergemeinschaft kann nur miteinander wachsen und wird sich im Austausch mit den Erfahrungen der Ortskirchen, besonders in den Ländern des Südens, wechselseitig bereichern. Je mehr wir Augen, Herzen und Hände für die Weltkirche unter den Völkern öffnen, desto reicher werden wir als einzelne und als Gemeinden im Glauben beschenkt und gestärkt werden.“

Diese Steyler Missionschronik will ein Beitrag zur „missionarischen Bewusstseinsbildung“ sein. Aus erster Hand bietet sie Bilder, Artikel und Berichte aus der Weltkirche. Bereits Arnold Janssen, der Gründer des Steyler Missionswerkes, beteiligte sich aktiv an vielen Unternehmungen zu Gunsten der Weltmission. Der Ursprung unserer Ordensfamilie liegt in seinem Interesse an der Förderung des missionarischen Bewusstseins in Deutschland. Seit der Zeit Arnold Janssens hat sich vieles verändert. Die Missionare, die heute auf sehr unterschiedliche, an die jeweilige Lebenssituation und an konkrete Bedürfnisse der Menschen angepasste Weise das Evangelium vom Reich Gottes in alle Welt tragen, sind längst nicht mehr nur Europäer, sondern vor allem Frauen und Männer aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien, die in ihren eigenen Ländern oder irgendwo auf der Welt tätig sind.

Auch in dieser Missionschronik berichten wir wieder anhand konkreter Beispiele über die Steyler Arbeit in verschiedenen Erdteilen. Seit 1999 arbeiten Steyler Missionare in Thailand. Ein kleines internationales Team (Mitbrüder aus zur Zeit 4 Nationen) engagiert sich vor allem in der Betreuung von Aids-Patienten im Norden des Landes. Ein Teil der Bilder dieser Chronik sowie einige Artikel geben einen kleinen Einblick in die thailändische Wirklichkeit und in die Mission der Steyler dort. – Seit 1989 arbeiten Steyler auch auf Madagaskar. Mehr als 20 Mitbrüder aus verschiedenen Ländern sind dort tätig. So liegt der zweite Schwerpunkt im Bildteil und auch bei den Texten auf dieser Insel im Indischen Ozean, 400 km vor dem afrikanischen Festland.– Vor 100 Jahren – im Jahr 1910 – übernahmen die ersten Steyler Missionare eine Missionsaufgabe in Paraguay. Von der Indianermission dort berichten zwei Beiträge in dieser Chronik. Weitere Artikel befassen sich mit der Arbeit der Steyler Missionsschwestern und mit anderen Beispielen unseres weltweiten missionarischen Einsatzes.

Mögen diese Beispiele einen Einblick gewähren in die Wirklichkeit der Kirche, die über die Grenzen unserer eigenen Gemeinden und auch über eigene Erfahrungen hinausgeht. Auch wenn die Botschaft Jesu und der Auftrag an die Jünger immer gleich bleiben, so ändert sich doch unser Verständnis und die Art und Weise, wie diese Botschaft vermittelt werden kann. Ein wichtiger Schritt für ein „weltkirchliches Bewusstsein“ heute ist daher das Kennenlernen von Christen und missionarischen Initiativen in anderen Teilen der Welt – z. B. in Thailand, Madagaskar und Paraguay.

Wir möchten allen Freunden und Förderern des Steyler Missionswerkes für ihr Interesse und die vielfältigen Formen der Unterstützung danken und auch darum bitten, sich in Zukunft weiter an der Sendung der Kirche in alle Welt zu beteiligen.

Seite im Heft 1