Vorwort

Die Steyler Missionschronik 2014 befasst sich schwerpunktmäßig mit der Arbeit der Steyler Missionare in Ghana (75 Jahre) wie auch dem Dienst der Brüder in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes.

Die Verkündigung des Wortes Gottes hat ihre praktischen Seiten. Einer der Schwerpunkte dieser Steyler Missionschronik trägt dieser Tatsache Rechnung und widmet sich dem Dienst der Brüder in der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. In verschiedenen Beiträgen kommen Brüder zu Wort; im Bildteil wird etwas von der Entwicklung des Bruderberufes dargestellt, welche Arbeiten und Dienste die Brüder leisteten.
In der – auch heute noch lesenswerten – Veröffentlichung des SVD-Generalates „Diener des Wortes“ Nr. 3 (vom März 1979) geht es um den „Dienst der Brüder“. Der damalige Generalsuperior, P. Heinrich Heekeren, schreibt dort über unser Ordensleben: „Nur wenn einer sich selbst als Priester oder Bruder ins Spiel bringt, kann er seine Fähigkeiten zum Dienst, zur Liebe läutern, reinigen und verbessern. Es gibt keine bessere Gewissenserforschung als das Leben selber unter den normalen Bedingungen unseres alltäglichen Zusammenlebens.“
Auch innerhalb einer Ordensgemeinschaft gibt es einen „Pluralismus der Gaben“, der uns immer wieder zur Auseinandersetzung mit dem Anderen einlädt. Es gibt keinen kirchlichen Einheitsstil – es gibt auch unterschiedliche missionarische Berufungen (Laien, Orden, Kleriker), die auf je eigene Weise zu leben sind und die miteinander im Gespräch bleiben. „Nur wenn wir uns alle gegenseitig zum Geschenk machen, wird Zufriedenheit im Selbststand eintreten, sodass wir nicht krampfhaft um uns selbst oder um eine Gruppe kreisen. ‚Es gibt Verschiedenheiten in den Gnadengaben, aber nur einen Geist‘ (1 Kor 12, 4).“
Unser Gründer, Arnold Janssen, hat vor dem Anfang in Steyl nicht an eine Ordensgemeinschaft gedacht. So war auch ein Brüderinstitut seinen Gedanken fremd. Was ihm vorschwebte, war eine Gemeinschaft von Weltpriestern zu Diensten der „Heidenmission“. Nach ersten Versuchen erfolgte jedoch die ordensrechtliche Aufnahme von Bruderpostulanten verhältnismäßig bald nach Eröffnung des Missionshauses. 1878 wurde das Brüderinstitut gegründet; 1882 legten die ersten zwei Brüder die Gelübde ab. Das erste Generalkapitel 1884/86 entschied sich für den Namen „Societas Verbi Divini“ (Gesellschaft des Göttlichen Wortes). Die Gesellschaft sollte aus Brüdern und Priestern bestehen.
Um die Jahrhundertwende (19./20. Jh.) war das SVD-Brüderbild wohl eines der modernsten in Europa. Pater Bornemann weist darauf hin: „Besucher und Exerzitanten waren beeindruckt von Druckerei, Setzerei, Foto- und Klischeeabteilung, Binderei, Versandabteilung etc. Die Brüder, die dort arbeiteten, blieben den Besuchern im Gedächtnis; sie veranschaulichten die moderne Technik im Kloster. So wurde die Druckerei ein Ansatzpunkt für eine kräftige Entwicklung der Brudergemeinschaft. Auch Hausmeister, Koch und Sakristan waren stolz auf die Druckerei. Schreiner, Schlosser, Schneider und Schuhmacher wurden davon beeinflusst: Sie wollten ihre Arbeit nicht mehr irgendwie erledigen, sondern sich die neuesten technischen Fortschritte ihres Handwerks aneignen. Der fachmännisch ausgebildete Handwerker und Techniker, der auf der Höhe seiner Zeit stand, als Bruder in einer Missionsgesellschaft, das wurde im Laufe der Jahre ihr Ideal“ (Fritz Bornemann, Arnold Janssen, der Gründer des Steyler Missionswerkes, 1837-1909. Ein Lebensbild, S. 164). Eine große Ausstellung in Steyl widmete sich diesen verschiedenen Brüderberufen, einige Fotos davon sind im Bildteil wiedergegeben.
Seit damals haben nicht nur das Brüderbild, sondern vor allem auch die Aufgabenfelder und Identität der Brüder wie auch das Selbstverständnis der SVD selbst eine große Entwicklung durchgemacht. Heute ist es für uns wesentlich, dass wir als Steyler Missionare eine Gemeinschaft aus Brüdern und Priester sind. Als solche legen wir immer auch Wert auf die Zusammenarbeit mit „Laien“. Nur gemeinsam – Laien, Brüder und Priester – können wir heute unseren missionarischen Beitrag leisten.
Neben den Einblicken in Leben und Wirken der Steyler Brüder in aller Welt laden wir unsere Leser im Bildteil dieser Missionschronik zu einer Begegnung mit der Wirklichkeit in Ghana ein. Seit 75 Jahren leben und arbeiten wir als Missionare – Brüder und Priester – in diesem afrikanischen Land, zusammen mit unseren Steyler Schwestern. Mit diesen und den weiteren Beiträgen möchten wir wieder einen kleinen Einblick in die Wirklichkeit des Steyler Missionswerkes anbieten und allen unseren Freunden und Wohltätern danken und sie gleichzeitig um das Gebet und die weitere Unterstützung unseres missionarischen Wirkens in aller Welt bitten.

Martin Üffing SVD

Seite im Heft 7f

 
Steyler Missionschronik 2014