Vorwort

In der Steyler Missionschronik berichtet die SVD über ihre Arbeitsgebiete in aller Welt. In der Chronik 2015 stellen die Artikel unterschiedliche Aspekte der Evangelisierung dar.

Martin Üffing SVD

Evangelisierung ist das Handeln in der Mission der Kirche, in dem durch Wort und Tat zu einer Neuorientierung des eigenen Lebens eingeladen wird. Das geschieht im Licht der jeweiligen Bedingungen für jede Person und jede Gemeinschaft an jedem Ort auf je eigene Weise. Eine solche Neuorientierung ist die Folge einer persönlichen Begegnung mit Jesus Christus und seiner Botschaft. Er hat allen Menschen das Heil angeboten und bietet sich selbst als eine gute Nachricht allen an: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“ (Lk 4,18f).

Die erwähnte Neuorientierung ist nicht einfach eine irgendwie „fromme Angelegenheit“. Es geht vielmehr darum, Menschen durch die Begegnung mit Jesus Christus aus der Knechtschaft durch das Böse zu befreien. Es geht um Befreiung aus Leid, Armut und Ungerechtigkeit, darum, menschenwürdig zu leben. Das beinhaltet die Einladung, ein lebendiges Mitglied der Gemeinschaft derer, die an Jesus glauben – der Kirche –, zu werden. In der Konsequenz geht es dann darum, an seinem Dienst der Versöhnung, des Friedens und der Gerechtigkeit auf der Erde teilzunehmen. Die Perspektive dafür ergibt sich aus Jesu Botschaft vom Reich Gottes, das ja „nicht Essen und Trinken“, sondern „Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist“ ist (vgl. Röm 14,17).
Die vorliegende Steyler Missionschronik widmet sich in Texten und Bildern schwerpunktmäßig dem Thema Evangelisierung. Die Steyler Ordensgemeinschaften nehmen als missionarische Gemeinschaften auf vielfältige Weise daran teil. Die Bilder geben einen Einblick in verschiedene Wirklichkeiten und verdeutlichen, dass immer Menschen im Mittelpunkt stehen. Menschen, denen wir, motiviert vom menschgewordenen Wort Gottes, Jesus Christus, als Missionare begegnen.

Die Artikel, die wir Ihnen hier anbieten, stellen unterschiedliche Aspekte der Evangelisierung dar. Das Charisma der Steyler Anbetungsschwestern ist das Gebet, und auch darin sehen sie einen Beitrag zur Evangelisierung. Immer wieder bringen sie die Anliegen von Menschen vor Gott. Die Kirche des ehemaligen Steyler Missionshauses St. Paul in Wittlich-Wengerohr ist als Autobahnkirche eine „Raststätte für die Seele“. Beim Betreten und Verweilen in der Kirche stehen einem der heilige Paulus und Mitglieder aus der Gründergeneration der Steyler vor Augen. In den vergangenen 125 Jahren wurden tausende Steyler Missionare im Missionshaus St. Gabriel bei Wien ausgebildet und viele wurden als Missionare in alle Welt ausgesandt. Seit 50 Jahren wirken Steyler in Angola; wir sind eingeladen, Missionare bei ihrem Wirken im Amazonas-Gebiet Brasiliens zu erleben oder beim Einsatz in Argentinien, bei dem das eine Ohr aufs Evangelium, das andere auf das Volk hört. Bischof Chacko aus Indien betont, dass sein Hirtenamt auch den Nichtchristen gilt; in Chile macht man sich mit den Mapuche auf den Weg und aus Österreich lesen wir über eine außergewöhnliche Wallfahrt zum „Gnadenort Flüchtlingsheim“. Die Steyler Schwestern wagen einen Neuaufbruch mit ihrem Kloster im Herzen von Ulm und lassen uns teilhaben an der Erfahrung, die Mission in Papua-Neuguinea neu aufzugreifen. All das wird unterstützt von der Bibelarbeit in Ecuador, dem Kommunikationszentrum in Irland oder missionswissenschaftlichen Reflexionen in Deutschland.

Sowohl beim Betrachten der Bilder als auch beim Lesen der Artikel dieser Chronik wird uns etwas bewusst von der weiten Bedeutung des Wortes Evangelisierung. So wünsche ich allen Leserinnen und Lesern inspirierende Stunden mit dieser Steyler Missionschronik und bedanke mich für Ihre Unterstützung der Arbeit des Steyler Missionswerkes in Gebet und Gaben sowie durch Ihr Interesse für unsere weltweiten Tätigkeiten.

Seite im Heft 7f

 
Umschlag MC 2015