Vorwort

Die Steyer Missionschronik 2016 befasst sich schwerpunktmäßig mit der Arbeit der Steyler Ordensfamillie in Australien; die Beiträge geben eine Einführung in das Land und stellen die Geschichte und die aktuelle Missionstätigkeit der Steyler in Australien dar.

Martin Üffing SVD

Australien – das Land oder der Kontinent auf der „anderen“ Seite der Erde mit mehr als 23 Millionen Einwohnern steht im Zentrum der vorliegenden Steyler Missionschronik. Rund 92 % der Bevölkerung sind europäischer, 7 % asiatischer Abstammung. 2,4 % der Bevölkerung bezeichnen sich als zumindest teilweise indigener Abstammung. Rund 15 % der Weißen sind nicht britischer oder irischer Abstammung – insbesondere Einwanderer aus Italien, Deutschland, Griechenland und Polen bilden eigene Minderheiten in Australien.

Die Mehrheit der Australier gehört einer christlichen Kirche an, davon sind mehr als 25 % katholisch und 17 % anglikanisch. Hinzu kommen Buddhismus, Islam und Hinduismus. Fast 23 % der Australier bezeichnen sich als konfessionslos.
Das Christentum in Australien ist vor allem die Religion der westlichen Einwanderer in das Land. Die Ureinwohner („Aborigines“) sind zu einer kleinen Minderheit geworden, die um ihre Rechte kämpfen muss. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts, also 200 Jahre nach Ankunft der ersten englischen Siedler auf dem Kontinent, gab es von ca. einer Million noch etwa 145 000 Ureinwohner.
Die Steyler Missionare kamen am 29. Januar 1900 in Australien an und eröffneten dort eine „Außenstation“ der Neuguineamission, denn 1896 hatte die SVD die Mission im deutschen Teil Neuguineas übernommen. Eine eigene Ordensprovinz wurde in den 1950er-Jahren errichtet.

Die Beiträge dieser Missionschronik geben eine Einführung in dieses faszinierende Land und stellen die Geschichte der Steyler Ordensfamilie in Australien dar. Neben den Steyler Missionaren sind auch die Steyler Missionsschwestern auf dem Kontinent tätig. In verschiedenen Beispielen geht es dann um die aktuelle Missionstätigkeit in Australien. Menschen verschiedener Kulturen und Religionen leben hier zusammen, und auch die relativ große Zahl der Konfessionslosen ist für unsere missionarische Tätigkeit von Bedeutung. Eine besondere Aufgabe stellt der Einsatz unter den Ureinwohnern Australiens dar. Wir begegnen also einem Land oder Kontinent mit alten und neuen missionarischen Situationen und Herausforderungen. In den Situationen, die von den Autoren dargestellt werden, wird die Notwendigkeit zu interkultureller und interreligiöser Kompetenz der Missionarinnen und Missionare deutlich. Die Steyler Ordensfamilie legt besonderen Wert darauf, dass ihre Mitglieder gut vorbereitet werden für die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen und Religionen. Gerade darin liegen wesentliche Elemente des „Missionarischen“ in unserer Zeit: den Dialog pflegen, Brücken bauen, die Gegenwart Gottes in Menschen anderer Kulturen und Religionen entdecken und gleichzeitig Zeugnis geben von eigenen Gotteserfahrungen, offen sein und bereit zur gegenseitigen Veränderung, um so mitzuwirken an der Verwirklichung des Reiches Gottes hier und jetzt. So formuliert klingt das sehr ideal, aber ein Blick in das missionarische Wirken in Australien lässt auch ein wenig erahnen, dass es bereits heute mit der Wirklichkeit zu tun hat. Die Beiträge aus dem Kongo und aus der Arbeit mit Langzeitarbeitslosen in Hamburg bestätigen das noch einmal aus anderen Kontexten und der Blick auf das Leben der an Pfingsten 2016 im Südsudan ermordeten Steyler Schwester Veronika zeigt, wie weit diese Teilnahme an Gottes Mission für die einzelne Missionarin, für den einzelnen Missionar gehen kann.

Wir möchten die Leserinnen und Leser dieser Steyler Missionschronik einladen, sich beim Lesen der Beiträge und beim Betrachten der Bilder auf die Wirklichkeit Australiens einzulassen. Vielleicht ergibt sich daraus ja auch die eine oder andere Anregung für das Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen und Religionen für uns hier. Gegenwärtige Debatten um die Flüchtlingspolitik offenbaren ja auch, wie schwer manche sich damit tun, bei allem Einsatz und Engagement, das geleistet wird.

Mit dieser Missionschronik bieten wir Ihnen wieder einen Einblick in die Wirklichkeit des Steyler Missionswerkes an und möchten uns gleichzeitig bei allen unseren Freunden und Wohltätern für ihr Gebet und ihre Unterstützung bedanken sowie Sie weiterhin um die Förderung unseres missionarischen Wirkens in aller Welt bitten.

Seite im Heft 7 f

 
Umschlag MC 2016