Die Katholizität der Missionsarbeit - ein Anliegen von Josef Freinademetz - als Inspiration für heute

Gründlich geht Werner Prawdzik dem Zentralanliegen einer ganzheitlich zu verstehenden Katholizität nach.

E. Nunnenmacher SVD

Am 28. Juni 2004 verstarb unerwartet im Alter von 66 Jahren P. Dr. Werner Prawdzik SVD, langjähriges Mitglied des Steyler Missionswissenschaftlichen Institutes Sankt Augustin. Er war eine Persönlichkeit, die auf andere nicht ohne Eindruck blieb. Wer ihm begegnete, musste seine reiche und reife Menschlichkeit schätzen. Wer mit ihm sprach, durfte etwas von echter, verinnerlichter Christlichkeit erfahren. Wer ihn näher kannte, wusste um seine vielfältigen Interessen, Talente und Fähigkeiten. Verwaltungsaufgaben und Organisationsfragen liefen ihm relativ leicht von der Hand. Aber auch als Provinzoberer ist er in solchen Funktionen nie völlig versunken. Seine heimliche Liebe galt vielen Bereichen in Natur und Kultur, in Kirche und Kunst. Als Lehrer war er gleichermaßen beliebt bei Kindern der Katechismusklassen wie bei den Hochschulstudenten. Und wenn er sich mit herausfordernden Themen der Theologie oder des praktischen religiösen Lebens befasste, konnten sowohl seine Mitbrüder als auch andere Hörer und Leser mit qualitativ hoch stehenden und dennoch stets wirklichkeitsbezogenen Darlegungen rechnen. Hinter allem aber stand eine Spiritualität, die sich aus den Quellen authentischer Christusverbundenheit nährte, missionarisch auf seine Mitmenschen ausstrahlte und die unmittelbar gelebte Gewöhnlichkeit mit einem Hauch von wandlungsverheißenden höheren Werten berührte. Es ist wie ein Vermächtnis, was Werner mir noch am Vorabend seines Todes zur Einsichtnahme ins Postfach schob: ein Schriftstück, das die frisch erweiterte Fassung eines Vortrages bot, den er einen Monat zuvor als Einleitungsreferat zum Steyler Chinatreffen in Brixen gehalten hatte.

Gründlich geht er dem Zentralanliegen einer ganzheitlich zu verstehenden Katholizität nach, verweist auf die unvermeidliche Bruchstückhaftigkeit dieses Anspruchs, aber auch auf die bleibende Sehnsucht nach Fülle, und erkennt in den schmerzlichen und doch erlösenden Phasen der Lernbereitschaft des heiligen Chinamissionars Josef Freinademetz ein modellhaftes Beispiel auch für den Werdeprozess überzeugter und überzeugender Missionare von heute. Diese Überlegungen verdienen durchaus unsere Aufmerksamkeit, stellen sie doch bedeutsame Anregungen auch für unser Eigenverständnis dar. Es sind Gedanken eines Mannes, der die unumgängliche Begrenztheit allen Handelns und Hoffens zur Genüge bei sich selbst erfahren hatte und der deshalb nüchtern in die Welt des Alltags blickt, jedoch sich damit nie zufrieden gibt, sondern den Schritt weit darüber hinaus lenkt, um jene Horizonte anzupeilen, die von Gott her letzte Sinnhaftigkeit versprechen. P. Prawdzik war bei aller Weltoffenheit ein durch und durch religiöser Mensch, ein glaubensgeleiteter Priester, ein weithin geschätzter Prediger, ein vom Wesentlichen beseelter Ordensmann, ein missionarisch gesinnter Mitbruder, der im Dasein für die Anderen einen Kernpunkt seines Lebens sah und der in dieser Diensthaltung sich selber auch verbrauchte. 


The paper discusses the important concept of “Catholicity,” understood holistically. It is a claim that can never be realized except fragmentarily, and at the same time an expression of the everlasting human longing for the fullness of life. The author presents St. Joseph Freinademetz and the painful but ultimately rewarding process of changing his views of China as an example of the willingness to keep learning which missionaries of all times need in order to communicate the message in a convincing way.

El autor examina la idea de una catolicidad comprensiva, señala lo inevitablemente fragmentario de esta exigencia, pero también el deseo permanente de su realización. En las fases dolorosas y sin embargo redentoras del anhelo de aprender del santo misionero José Freinademetz en China el autor reconoce un ejemplo modelo para el proceso evolutivo de misioneros convencidos y convincentes de nuestro tiempo.

Seite im Heft 35