In memoriam P. Prof. Dr. Heribert Bettscheider SVD

Zum Tod von Pater Professor Dr. Heribert Bettscheider SVD

Eugen Nunnenmacher SVD

Vor einem Jahr hätte noch niemand damit gerechnet, am wenigsten wohl der Betroffene selber. Nun aber ist das Unerwartete doch eingetreten. Was zunächst keiner wirklich befürchten konnte, hat sich schmerzhaft und heimtückisch durchgesetzt: nach mehrmonatiger Krankheit ist P. Heribert Bettscheider SVD am 11. Dezember 2007 gestorben.

Die Beerdigung erfolgte am 14.12.2007 auf dem Klosterfriedhof der Steyler Missionare in St. Augustin unter großer Anteilnahme nicht nur von Mitbrüdern, Verwandten und Freunden, sondern auch von vielen ehemaligen Studenten und zahlreichen Kollegen aus dem akademischen Bereich.

Als Direktor des Steyler Missionswissenschaftlichen Institutes in Sankt Augustin hat P. Bettscheider bis beinahe zuletzt noch regen Anteil genommen an den Aufgaben und Arbeiten dieser Einrichtung, mit der er seit 12 Jahren zutiefst verwachsen war. Seine Bestellung zum hauptverantwortlichen Institutsleiter erfolgte 1995, nachdem er schon früher in verschiedenen anderen Bereichen wichtige Führungsämter bekleidet hatte. So war er beispielsweise neben jahrzehntelanger Tätigkeit als Professor für Fundamentaltheologie 1971-1980 Rektor der Phil.-Theol. Hochschule SVD St. Augustin sowie 1986-1995 Rektor der Hauskommunität in St. Augustin und 1980-1986 sowie 2001-2004 stellvertretender Provinzoberer.

Neben seinem Einsatz in vielfältigen Leitungs-, Lehr- und Publikationstätigkeiten zeigten sich seine akademischen Interessen auf missionstheologischem Gebiet auch in aktiver Mitgliedschaft bei zahlreichen Gremien und Vereinigungen katholischer und ökumenischer, nationaler und internationaler Ausrichtung. Die Teilnahme an entsprechenden Treffen führte ihn nicht nur über die Grenzen Deutschlands in europäische Nachbarländer, sondern auch nach Amerika, Afrika und Asien.

Sein besonderes Augenmerk galt in betont grundsätzlicher Weise dem großen weltkirchlichen Missionsanliegen, ohne dabei die nicht minder missionarischen Aspekte der heimischen Ortskirche zu übersehen. So war er stets auch pastoral engagiert, half über die Wochenenden in der Pfarrseelsorge aus und befasste sich ausdrücklich mit den brennenden Angelegenheiten einer zeitgemäßen Verkündigung durch Wort und Tat in den aktuellen Verhältnissen der deutschen Kirche.

Beispiele dafür sind etwa seine Bemühungen um das Thema „Migration und Mission“ und ganz allgemein um das so genannte „Projekt Europa“, in dem die gegenwärtige Lage eines traditionell christlichen Kontinentes zur kritischen Analyse ansteht und unter den heutigen pluralistischen Bedingungen weitgehender Globalisierung neu reflektiert und missionarisch auf eine tragfähige Zukunft hin orientiert werden soll.

Ausgangspunkt und treibende Kraft des kompetenten und allseits geschätzten Theologen Bettscheider war und blieb immer die Konzilsaussage vom missionarischen Wesen der Kirche, das seinen Ursprung in Gott selber hat und als Ziel im Horizont der Welt das endgültige Heil der gesamten Menschheit anstrebt. Nicht umsonst gehörten zum Repertoire seines missiologischen Schaffens Fragenkreise wie Inkulturation und Interkulturalität, Dialog der Religionen und Weltverantwortung auf unterschiedlichen Ebenen, aber nie ohne religiöse Basis.

Als Mensch und Mitbruder war Heribert eine lebensfrohe Persönlichkeit. Fast allen Situationen des Alltags wusste er eine heitere Seite abzugewinnen; und wo diese nicht immer leicht auszumachen war, hat er sie humorvoll durch eigene ulkige Bemerkungen herausgeholt. In seiner Gegenwart gestaltete sich beinahe jede Unterhaltung äußerst lebendig und geriet praktisch niemals ins Stocken. Er hat gerne und viel geredet und seine Erzählungen bisweilen genüsslich und üppig ausgemalt.

Umso härter muss es ihn getroffen haben, als mit dem Fortschreiten der Erkrankung seine Sprechfähigkeit stark beeinträchtigt wurde und schließlich ganz ausgefallen ist. Trotzdem hat er sich, im Rahmen seiner nunmehr begrenzten Möglichkeiten, aber durchaus wachen Geistes, bis in die letzten Tage hinein für alles interessiert, was seine Ordensgemeinschaft, aber auch die MitarbeiterInnen und ihre Tätigkeiten im Missionswissenschaftlichen Institut betraf.

Lange hat er sich von der Hoffnung auf Genesung tragen lassen, als ihm die Ärzte immer wieder versichert haben, man denke, das hartnäckige Tumorproblem doch noch in den Griff zu bekommen. Leider haben sich diese Erwartungen nicht mehr erfüllt. In einer Bonner Klinik ist P. Heribert Bettscheider im Alter von 69 Jahren gestorben.

Für unser Steyler Missionswissenschaftliches Institut bedeutet sein Tod einen herben Verlust. Bei der Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben, bei der Organisation und Redaktion unserer Veröffentlichungen, bei der Repräsentation auf Fachtagungen und Vortragsreisen werden wir ihn vermissen. Als entscheidender Trost bleibt uns jedoch die christliche Überzeugung, dass kein menschliches Leben in Leere und Sinnlosigkeit enden muss, sondern zur Geborgenheit in Gottes Vaterhand berufen ist.

Bei aller Bejahung dieser Gewissheit bleibt allerdings auch für uns gläubige Christen immer ein Rest von bedrückendem Unverständnis vor dem Rätsel des Todes. Rein menschlich gesprochen, müsste ein solches Sterben in seiner Unbegreiflichkeit eben als schmerzlicher Abschied gelten. Doch im Vertrauen auf Gottes Treue darf darin auch bereits der erste Schimmer einer glücklichen Ankunft gesehen werden, die in Gottes gütiger Gegenwart ihre unverbrüchlich gültige Heimat findet.

Denn letztlich sagt unser Glaube an die Auferstehung der Toten nicht nur etwas über alle Vordergründigkeit und Vorläufigkeit des irdischen Daseins, sondern weist vor allem darüber hinaus auf die befreiende Tatsache, dass der Mensch seine höchste Verwirklichung in der Fülle nie endenden Lebens erfährt.

Seite im Heft 365