Vorwort/ Editorial

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Eugen Nunnenmacher SVD

Zu Beginn des Jahres 2008 wünschen Redaktion und Mitarbeiterstab allen Beziehern und Lesern von „Verbum SVD" Gottes Segen und sein ständiges Geleit in allen Situationen, durch die der Lauf dieses Jahres führen mag.

Den kontinuierlichen Ablauf der Zeit in mehr oder weniger definierte Abschnitte einzuteilen, gehört nicht nur zu den gängigen Erfahrungen im privaten Alltagsleben, sondern ebenso zu den unumgänglichen Komponenten gruppenspezifischer Ordnungs- und Funktionsmodelle auf den verschiedensten Gesellschaftsebenen. Nicht zuletzt gilt dies auch für wissenschaftliche Unternehmungen und Aufgabenstellungen und hier im Besonderen für die historische Forschung, wo eine sinnvolle „Bewältigung“ geschichtlicher Phänomene ohne chronologische Strukturierungsschemata und entsprechende konzeptuelle Kategorisierungversuche kaum möglich erscheint.

Zeitliche und sachliche Zuordnungen von Ereignissen und Personen bilden die unumstrittene Grundlage jeder wissenschaftlich anspruchsvollen Geschichtsschreibung, dienen darüber hinaus auch als wichtige Anhaltspunkte inspiratorischer Art für jene Menschen späterer Generationen, die den exemplarischen Wert im Leben und Wirken ihrer Vorgänger nicht etwa nur als beeindruckende Erinnerung betrachten, sondern sogar als nützliche Orientierungshilfe für ihre eigene Situation zumindest zum Teil anerkennen.

In einem solchen Fall kann ein zeitlicher Rahmen mit besonders markanten Datierungselementen für bestimmte Personen und Gruppen zum Anlass werden, sich mit den betreffenden Gegebenheiten aufmerksam und interessiert zu befassen und sich davon in mancher Hinsicht auch anregen zu lassen. Und wo immer es sich um eine Zeitspanne handelt, die genau die runde Zahl von 100 Jahren präsentiert, da haben Überlegungen der genannten Art sozusagen Hochkonjunktur.

Auch die Steyler Missionsgesellschaft (SVD) macht hierbei keine Ausnahme, wenn sie jetzt im Jahre 2008 nicht nur an den 100. Todestag ihres Pioniermissionars Josef Freinademetz erinnert, sondern dieses Datum zum Startpunkt eines besonderen Jubiläumsjahres nimmt, das dann bis Anfang 2009 gefeiert werden soll. Der Hintergrund dafür ist leicht zu erkennen: der heilige Josef Freinademetz starb am 28. Januar 1908 in China; und ein Jahr später, am 15. Januar 1909, verschied ebenfalls der Gründer der Steyler Ordensfamilie, der heilige Arnold Janssen.

Als Mitglieder eben dieser Missionsgemeinschaft halten es die Herausgeber der vorliegenden Zeitschrift für angebracht, beide soeben erwähnten großen Gestalten während des Jubiläumsjahres 2008-2009 durch den einen oder anderen Aufsatz in „Verbum SVD" zu würdigen. Da sich jetzt gerade der 100. Todestag von Josef Freinademetz jährt, stehen in diesem Heft zwei Beiträge, die sich direkt auf ihn beziehen und vor allem die Bedeutung seiner Spiritualität herausarbeiten, wie sie aus asiatischer und europäischer Perspektive gesehen werden kann, wobei sie von den Autoren im Wesentlichen erstaunlich übereinstimmend ausgewertet wird.

Ein weiterer Artikel beleuchtet den um Jahrhunderte in die Geschichte zurückreichenden Hintergrund der katholischen Missionstätigkeit in China mit manchen Folgen, die in gewissen Bereichen bis in die Zeit von Josef Freinademetz hineinwirkten. Aber unabhängig von diesem vorherrschenden Brennpunkt werden auch andere Themen angesprochen, die aus allgemein missiologischer Sicht Beachtung verdienen, sich jedoch bewusst weiter auf den asiatischen Kontext konzentrieren.

Hierzu gehört die historisch aufschlussreiche Darstellung der bisherigen 75 Jahre Missionsarbeit der SVD in Indien. Eine kleine, aber feine Meditation über Missionsmotive, wie sie gegenwärtig in Asien betont werden, bietet Anregungen für missionstheologische Besinnungen auch anderswo in der Welt. Ein Kurzbericht über die wesentlichsten Punkte der jüngsten Vollversammlung der Internationalen Vereinigung Katholischer Missiologen (August 2007 in Polen) beschließt die vorliegende Ausgabe.

Upon entering 2008 the editors and staff of Verbum SVD pray that God’s blessing and guidance be with all our readers in every situation into which the new year may lead.

Dividing the continuous flow of time into more or less precisely defined sections is a common experience in everybody’s private life. It is also a necessary feature of organization in social groups. This is true not least in the academic world and here particularly in historical investigation where it would hardly be possible to assign meaning to historical phenomena without placing them in a chronological structure and categorizing them according to specific concepts.

Positioning events and historical personalities in a temporal and conceptual framework is not only the necessary basis of any serious historiography, it can equally be helpful for those people of later generations who may be looking for inspiration, who do not regard the exemplary value of their predecessors’ lives and achievements merely as an impressive memory, but accept it at least in part as possibly useful for finding their own way in their specific situations.

A temporal framework with especially prominent dates can give individuals and groups occasion to take another look at the subject in question and perhaps derive inspiration from it. Wherever this look back spans precisely the round figure of 100 years, this sort of examination is nearly obligatory.

The Divine Word Missionaries (SVD) are no exception to this rule. In 2008 they not only commemorate the 100th anniversary of the death of their pioneer missionary in China, Joseph Freinademetz, they take this date as the starting point of a jubilee year running till January 2009. The reason is simple: Almost exactly one year after the death of St. Joseph Freinademetz on January 28, 1908, the Founder of the SVD, St. Arnold Janssen, passed away as well on January 15, 1909.

As members of this missionary congregation, the editors of Verbum SVD also want to use the jubilee year 2008-2009 to commemorate these two great personalities by a number of contributions. Since this issue is due to appear around the date of the 100th anniversary of Joseph Freinademetz’s death, it offers two articles about him which focus on his spirituality as seen today, from an Asian and a European perspective. There is an astonishing degree of agreement between both authors in their assessment of the most important features.

Another paper describes the historical background of Catholic missionary activity in China; some of its effects were still felt in the time of St. Joseph Freinademetz. In addition to this main theme other subjects are addressed which are of more general missiological importance, though the focus continues to be on Asia. 75 years of SVD work in India are presented in one article; another offers a meditation on mission motive as seen in Asia today, which can surely offer stimuli for deliberations on mission theology in other parts of the world, too. The final contribution is a concise report about the most recent plenary assembly of the International Association of Catholic Missiologists, held in Poland in August 2007.

Seite im Heft 369