Editorial/ Vorwort

Die Steyler Missionare sind herausgefordert, sich im Kontext von Europa der Identitätsfrage zu stellen, um für das Missionar-Sein in Europa ein schärferes Profil herauszuarbeiten.

Ludger Müller SVD aus: Verbum SVD 3 / 2010

Eine ganze Region – das Ruhrgebiet in Deutschland – wurde 2010 zur Kulturhauptstadt Europas gekürt. Das große Anliegen vieler war es, sich der eigenen kulturellen Identität zu vergewissern und das eigene Profil der Region zu stärken, um kreativ die Gegenwart auf Zukunft hin zu gestalten. Dabei wurde auf vielerlei Weise der kulturelle Reichtum dieser Region den vielen Besuchern aus aller Welt vorgestellt. So spielten Themen wie Geschichte, Religion und Kirche, Musik und Kunst, Wirtschaft und Industrie, Alltag der Menschen eine wichtige Rolle, um zu einem neuen klaren Selbstverständnis zu kommen. So kann die Frage: Was heißt es heute, in der Kulturlandschaft „Ruhrgebiet“ aufzuwachsen und zu leben und an eine eigene Kultur des Ruhrgebietes zu glauben? leichter und schneller mit größerer Selbstverständlichkeit beantwortet werden. Seit 150 Jahren ist die Region Migrationsgebiet. Heute leben Menschen aus 170 Nationen in dieser Region zusammen, was eine echte Herausforderung für alle und eine große Chance interkulturellen Denkens und Handelns für die Gegenwart und Zukunft bedeutet.

Auch die Steyler Missionare sind herausgefordert, sich im Kontext von Europa der Identitätsfrage zu stellen, um für das Missionar-Sein in Europa ein schärferes Profil herauszuarbeiten. Hier wird Eindeutigkeit und Klarheit gewollt, um aus diesem geklärten Selbstverständnis der missionarischen Ordensgemeinschaft ein neues missionarisches Handeln zu ermöglichen.

Ein Beitrag in diesem missionarischen Profilierungsprozess sind die Artikel des vorliegenden Verbum SVD, welche im Rahmen einer Projektarbeit des Steyler Missionswissenschaftlichen Institutes entstanden sind und die sich nun dem Leser zur Diskussion stellen.

Zunächst zeigt Ludger Müller das gegenseitige Bedingtsein von Gemeinde und Mission auf, wie es die Bibel versteht, und er fragt, inwieweit die Missionare selbst eine Empathie zu diesen beiden Wirklichkeiten persönlich und auch als Gemeinschaft entwickelt oder auch nicht entwickelt haben. Der Artikel von Tomasz Szyszka ermutigt, sich den pastoralen Fragen in Bezug auf die Pfarrei und ihre Strukturen zu stellen, um zu einem veränderten, dynamischen Handeln auf allen Ebenen gemeindlichen Tuns zu kommen.

Corneliu Berea führt die Leser zu einem soziologischen und pastoralen Denken und plädiert für pastorale Projekte, die in einer Zeit der „Flexibilität“ auch Bestand haben für die Zukunft. Damian Cichy schildert das große Potential, das eine interkulturelle Seelsorge für ein verändertes Gemeinde- und Kirche-Sein haben kann, wenn die Migrantenseelsorge von allen Beteiligten als Chance und Herausforderung erkannt und gewürdigt wird.

Diese Erfahrungen von interkulturellen Gemeinden werden von Paul Steffen in seinem Beitrag als Kairos und echte Herausforderung für unsere Kirche und unser Sein als Steyler Missionare gewertet und gewichtet.

Interessant ist der Artikel von Jacob Kavunkal, der sich dem Thema aus einem anderen Blickwinkel widmet und dazu ermutigt, Gemeindearbeit und Gemeindeaufbau als wirklich missionarisches Tun zu begreifen, das deshalb für uns als Steyler Missionare ein wichtiges Element ist, was er am Beispiel der australischen Provinz der Steyler Missionare deutlich macht.

 

An entire region – the Ruhr in Germany – was chosen as European Capital of Culture 2010. Many institutions used this opportunity to clarify their own cultural identity and to strengthen their profile within the region, in order to creatively shape the present with an eye to the future. In a great variety of ways the rich culture of the region was presented to the numerous visitors from all parts of the world. Subjects like history and every-day life, religion and church, music and art, economy and industry played an important part in the effort to arrive at a new, clear self-image. As a result, the question: What does it mean to grow up in the Ruhr today, to live there and believe in a specific culture of this region? does not appear odd and can be answered fairly easily and quickly. For 150 years the region has been attracting immigrants. People from 170 countries live there side by side, which presents a real challenge to all and a great opportunity for intercultural life and activities, now and in the future.

In a similar way the Divine Word Missionaries are faced with the challenging question of their identity in the European context and need to develop a clearer idea of what being a missionary in Europe means. A missionary congregation needs a clear profile and self-image, if it is to find new ways of realizing its mission.

The present issue of Verbum SVD is intended as a contribution to this process of finding a new missionary profile. The articles are the result of a project undertaken by the Steyler Missionswissenschaft-liches Institut and presented as part of the on-going discussion.

The first article by Ludger Müller discusses the intrinsic relationship between parish and mission as found in the Bible and asks in how far the missionaries themselves have developed empathy with respect to these two realities, individually and as a group – or else have failed to do so. The article by Tomasz Szyszka encourages us to face the pastoral questions related to the parish and its structures, in order to develop a new, dynamic way of doing things at all levels of parish life.

Corneliu Berea proposes a sociological and pastoral way of thinking and argues for pastoral projects which in a time of “flexibility” can offer a promise of permanence. Damian Cichy describes the great potential an intercultural pastoral ministry can have for a new way of being parish and church, if the pastoral ministry to migrants is being accepted and appreciated as an opportunity and a challenge by all concerned.

Paul Steffen in his article evaluates these experiences of intercultural parishes and rates them as a kairos and a real challenge for the Church and our own identity as Divine Word Missionaries.

Finally, in an interesting article Jacob Kavunkal addresses the subject from another angle and uses the example of the Australian Province to encourages us to see parish work and building communities as genuine missionary work, which therefore is an important element for us as SVDs.

Seite im Heft 237