Editorial / Vorwort

Als missionstheologische Zeitschrift befasst sich Heft 2-3/2017 von Verbum SVD im Reformationsjahr mit einer Reflexion von Missionswissenschaft selbst. Darüber hinaus gibt es Beiträge zur Spiritualität und dem Gemeinschaftsleben der Steyler Missionare.

Christian Tauchner SVD

Semper reformanda

Das Reformationsgedenken dieses Jahres bietet dem Denken und Leben von Kirche und Gesellschaft jede Menge Inspiration. Jede Buchhandlung stellt eine Auswahl solcher Überlegungen zur Verfügung.
Für eine missionstheologische Zeitschrift wie Verbum SVD glauben wir, dass die offensichtliche Option für eine Reflexion im Reformationsjahr die Missionswissenschaft selbst ist. Während sich vor 500 Jahren die Reformation einerseits und eine starke Bewegung zu Evangelisierung und Mission andererseits ziemlich unabhängig voneinander in Zentraleuropa und in den spanischen bzw. portugiesischen Kolonien ereigneten, gibt es heute viele Übereinstimmungen zwischen der katholischen und den evangelischen Kirchen. Auch wenn es in der Mission eine heftige Konkurrenz um die Seelen gab und der Proselytismus auch heute noch nicht ganz überwunden ist, brachte das ganze 20. Jahrhundert viel gegenseitige Beeinflussung und Gemeinsamkeiten mit sich. Gerade die Missionen wurden zu einer starken Motivation für die Ökumene, weil die Konkurrenz und Spaltung gerade dort deutlicher als Hindernis für das christliche Zeugnis erfahren wurden. Seit der Missionskonferenz von Edinburgh 1910 hat die Mission die Kirchen in die Suche und Herstellung besserer Beziehungen gedrängt und bewegt.
Aus diesem Grund widmen sich die ersten beiden Artikel dieser Ausgabe den gegenseitigen Einflüssen in der Mission und in der missionswissenschaftlichen Reflexion. Die Beiträge von Stephen Bevans SVD und Jacques Matthey untersuchen, was wir voneinander gelernt haben, und das sollte eine Basis für weitere solche Inspirationen sein – da die Kirche und die Mission immer nach einer Reform und neuen Entwicklungen schreien, damit sie besser den jeweiligen Herausforderungen antworten können. Diese beiden Artikel werden außerdem gleichzeitig von der missiologischen Zeitschrift Spiritus in ihrer Juni-Ausgabe auf Französisch (Paris) und auf Spanisch (Quito, Ecuador) veröffentlicht und decken somit einen ziemlich weiten Bereich von Sprachen ab, damit so diese Überlegungen weltweit zugänglich werden.
Ein weiterer Abschnitt in dieser Ausgabe des Verbum SVD widmet sich der Spiritualität und dem Gemeinschaftsleben der Steyler Missionare und den Akzenten, die Arnold Janssen den Kongregationen aufdrückte, die er gründete. Diese Beiträge lassen sich gut zusammen lesen mit Arnold Janssens „Gedankenweckern“, die Josef Alt SVD aus seinen Briefen auswählte und die vor Kurzem auf Englisch und Deutsch von unserem Institut veröffentlicht wurden (Studia Instituti Missiologici SVD, Band 107 und 109).
Diese beiden Sektionen über die gegenseitige Reform der Kirchen von der Mission her und die spirituelle Grundlage einer missionarischen Gemeinschaft gehen in die gleiche Richtung wie die Botschaft zum Weltmissionssonntag 2017 von Papst Franziskus: „Die Mission der Kirche, die sich an alle Menschen guten Willens richtet, gründet auf der verwandelnden Kraft des Evangeliums … Gott Vater will diese existentielle Verwandlung seiner Söhne und Töchter. Diese Verwandlung drückt sich dadurch aus, dass sie ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten (vgl. Joh 4,23-24), in einem Leben, das vom Heiligen Geist beseelt ist, in der Nachfolge des Sohnes Jesus zu Ehren des Vaters … Die Mission der Kirche ist beseelt von einer Spiritualität des beständigen Hinausgehens … Die Mission der Kirche erfordert eine Bereitschaft zum fortwährenden Pilgern durch die verschiedenen Wüsten des Lebens, durch die verschiedenen Formen des Hungers und des Durstes nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Mission der Kirche erfordert ein fortwährendes Exil, damit der Mensch, der nach dem Unendlichen dürstet, fühlt, dass er sich als Wanderer auf dem Weg zur letzten Heimat befindet, zwischen dem ‚schon‘ und dem ‚noch nicht‘ des Himmelreichs“ (Nummern 1, 2 und 6; Hervorhebungen eingefügt).

Seite im Heft 147ff.