Vor genau 400 Jahren wurde das System der so genannten Reduktionen im Herzen Südamerikas offiziell anerkannt – keine geringe Anregung für uns, einmal nach dem jetzigen Stand des Christentums mit seinen Problemen und Hoffnungen in Lateinamerika zu fragen. Mehrere Beiträge hierzu liefern vielfältige Elemente einer entsprechenden Antwort.
Die Uralregion der SVD umfasst Niederlassungen in Russland und Weißrussland. Etwa 35 Mitbrüder leben und arbeiten an verschiedenen Orten als Missionare in internationalen Gemeinschaften mit unterschiedlichen Apostolaten. „Die großen kulturellen und sozialen Unterschiede in diesen Ländern fordern uns heraus, als Brückenbauer des Dialogs unter den Menschen zu wirken. Vor allem möchten wir ein Umfeld schaffen, in dem durch unsere Anwesenheit und Offenheit echter Dialog stattfinden kann.“ Das geschieht im Bemühen, Kontakte mit den vielen Nicht-Glaubenden, Agnostikern und Atheisten (beide Länder gehören zur ehemaligen Sowjetunion) zu knüpfen und mit ihnen über Gott ins Gespräch zu kommen. Für Obdachlose, Arme und (Sucht-)Kranke werden – zusammen mit anderen Orden, der Orthodoxen Kirche und staatlichen Einrichtungen – Hilfsprogramme organisiert. Die Steyler arbeiten auch mit Migranten, vor allem aus Asien und Afrika, um ihnen in ihren materiellen und spirituellen Nöten beizustehen, und sie engagieren sich für den interreligiösen Dialog mit dem Islam und vor allem mit Buddhisten in Sibirien. In Russland sind die Steyler seit 1994 in drei Diözesen tätig und leiten zum Beispiel eine Pfarrei in Moskau. In Weißrussland gibt es seit 1993 eine Katechistenschule; seit 1994 wird das Magazin „Dialog“ veröffentlicht. Im Jahr 2000 wurde eine Schule für Kommunikation und christlichen Journalismus eröffnet. Es gibt Einsätze in der Gefangenenseelsorge, in der Lehre an einem theologischen Seminar sowie im Bibelapostolat.
Die SVD sieht die wichtigsten Herausforderungen für die zukünftige Arbeit in der Uralregion darin, mitzuhelfen das Bild der Kirche in der Mentalität der Gesellschaft zu ändern, sich im interreligiösen und interkulturellen Dialog zu engagieren, in der Familienpastoral tätig zu sein und die Option für die Armen zu leben.
Die vorliegende Missionschronik befasst sich Die Jahreszahlen 2008/2009 markieren die beiden Eckpunkte für ein wichtiges Jubiläumsjahr der Steyler Missionsgesellschaft: am 15. Januar 1909 starb in Steyl der Ordensgründer Arnold Janssen und ein Jahr zuvor, am 28. Januar 1908, war der Pioniermissionar Josef Freinademetz in China gestorben. Beim aktuellen Hundertjahrgedenken handelt es sich keineswegs um eine bloß geschichtliche Aufmerksamkeit; es geht vielmehr um eine bewusste Vertiefung weltkirchlich geprägter und einsatzbereiter Glaubensüberzeugung, wie sie im Leben und Wirken dieser beiden großen Heiligen zum Ausdruck kam und auch für die heutige Zeit und weit darüber hinaus von bleibender Gültigkeit sein muss.
In solcher Perspektive wollen auch die Berichte und Bilder der vorliegenden Steyler Missions-Chronik verstanden werden. Die einzelnen Darlegungen präsentieren recht unterschiedliche Seiten der missionarischen Wirklichkeit, wie sie je nach dem konkreten Umfeld von Land und Leuten gelebt wird. Überall aber bildet das tätige Zeugnis für das Evangelium Christi den entscheidenden Hintergrund. Aus der Fülle der Möglichkeiten konzentrieren sich Texte und Fotos der diesjährigen Chronik auf einige Schwerpunktbereiche, die aus gegebenem Anlass besondere Berücksichtigung verdienen.
Vor genau 400 Jahren wurde das System der so genannten Reduktionen im Herzen Südamerikas offiziell anerkannt – keine geringe Anregung für uns, einmal nach dem jetzigen Stand des Christentums mit seinen Problemen und Hoffnungen in Lateinamerika zu fragen. Mehrere Beiträge hierzu liefern vielfältige Elemente einer entsprechenden Antwort. Weitere Aufsätze befassen sich mit der mühsamen, aber erfolgreichen Tätigkeit von Steyler Missionaren seit nunmehr 100 Jahren auf den Philippinen. Auch Europa wird kurz gestreift, wobei interessanterweise gerade lateinamerikanische und philippinische Gesichtswinkel eine Rolle spielen.
Und selbstverständlich dürfen im Steyler Jubiläumsjahr 2008/2009 bestimmte Höhepunkte mit historischen Dimensionen ebenfalls nicht fehlen: die Seligsprechung von Mutter Josefa, der Mitgründerin der Steyler Missionsschwestern, der überraschende Papstbesuch im Geburtshaus des hl. Josef Freinademetz in Oies und etliche höchst eindrucksvolle Gedanken des hl. Arnold Janssen über Ordensobere. Alles in allem: in dieser Missions-Chronik bietet sich – trotz der begrenzten Auswahl von Artikeln – ein aufschlussreicher Einblick in die faszinierende Welt der Steyler Missionare.
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