Vorwort der Steyler Missionschronik 2023

Die Steyler Missionschronik 2023 widmet sich zum großen Teil der Arbeit der Steyler Missionare und Missionsschwestern in Taiwan.

Christian Tauchner SVD

Taiwan Missionsland? Nicht leicht zu sagen. Ich hatte das Glück, um Ostern 2023 die Steyler Missionare und Missionsschwestern in Taiwan zu besuchen, mein Mitbruder Piotr Adamek SVD betreute mich auf die freundlichste Weise und ermöglichte mir Zugänge und Begegnungen. Und wie sehr es sich um „Taiwan Missionsland“ handelt – darum geht es in dieser Steyler Missionschronik.

Das Land Taiwan ist bei uns bekannt vor allem wegen der hohen technologischen Entwicklung und wohl auch wegen der politischen und militärischen Bedrohung. Die spezielle Beziehung zu China hat auch dazu geführt, dass in vielen internationalen Statistiken das Land nicht aufgeführt wird und die meisten Staaten keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan unterhalten. Das verhindert allerdings nicht, dass Taiwan ein sehr gastfreundliches Land ist und man sich im Land sicher fühlen kann.
Die Menschen in Taiwan habe ich als sehr freundlich erlebt. Ich bin fasziniert von der Kultur und der Sprache – ich verstehe leider kaum etwas davon, aber was man mir erklärt hat zu Verhaltensweisen, zu Kunstwerken und zu den Schriftzeichen – manches davon wird sich in dieser Steyler Missionschronik wiederfinden.

Die Steyler Missionare und Missionsschwestern sind seit den späten 1950er Jahren im Land tätig. Sie haben eine Epoche allergrößten Wandels in Rekordzeit erlebt und vielleicht auch zum Teil mitgestaltet. Die Fu-Jen-Universität und das Engagement für Bildung sind dafür da, aber auch die Zuwendung zu den Eingeborenenvölkern wie den Tsou, für deren Sprache und Kultur sich die Steyler in besonderer Weise eingesetzt haben.

Je nach der Art der Fragestellung gehören die Menschen in Taiwan keiner Religion an oder sind vielleicht Buddhisten, Konfuzianer und Daoisten und es gibt einen verschwindend kleinen Anteil von Christen, der sich im Alltag kaum bemerkbar macht. In der Karwoche in Taiwan merkte man in der Öffentlichkeit von Ostern nichts. Statistiken zur Religionszugehörigkeit geben keine sinnvolle Auskunft. Piotr Adamek SVD hat allerdings darauf hingewiesen, dass man die Taiwanesen auch als sehr religiös verstehen kann, wenn man so auf sie zugeht, wie er es versucht. Von großer Bedeutung ist die eher pragmatische Ausrichtung der Taiwanesen in allen Bereichen, ihr Bewusstsein von ihrer hochstehenden Kultur und die Herausforderungen, die modernsten technologischen Erneuerungen mit der traditionellen Lebenssicht in Einklang zu bringen.

Die Missions- und Kirchengeschichte Taiwans ist recht kurz und zu einem guten Teil noch nicht geschrieben. Soweit die Steyler daran beteiligt sind, zeigen sich Momente schneller Bekehrungen, aber auch die Schwierigkeiten einer notwendigen Vertiefung. Faszinierend sind dann einige Personen, denen ich begegnet bin und die davon berichteten, wie sehr sie die Steyler Spiritualität hochschätzen und umsetzen, in Weisen, die weit über das hinausgehen, was die Steyler selbst jemals leisten und erfinden könnten – großartige Beispiele der Fortführung einer ursprünglich Steyler Mission auf kreative und innovative Weise.

Apropos innovativ: Die Steyler Missionsschwestern haben in ihrem Mutterhaus größere Umbauten abgeschlossen, um das alte Haus für junge Menschen attraktiv zu machen – ein Bericht darüber schließt die Steyler Missionschronik ab.

Ich hoffe, diese Steyler Missionschronik öffnet Ihnen einen Blick auf eine Welt, die sich zu einem guten Teil von unserer sehr unterscheidet – diese Mischung von höchstentwickelter Technologie im Alltag und den allgegenwärtigen Tempeln mit ihren unterschiedlichsten Ausrichtungen, der Rückbindung an eine jahrtausendealte Kultur und das Bemühen um eine ultramoderne Zukunft. Wohin der Weg demnächst wirklich führen wird, das wissen wenige, auch die Steyler Missionare und Schwestern nicht. Aber ihnen allen liegt sehr am Herzen, die ihnen liebgewordenen Taiwanesen auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Und um diese Begleitung in Gebet und Solidarität mit den Menschen in Taiwan bitte ich Sie und lade Sie herzlich dazu ein.


Seite im Heft 7f.