Editorial / Vorwort

„Aus allen Nationen, Völkern und Sprachen. Interkulturelles Leben und interkulturelle Mission teilen.“ So lautet das Thema des 17. SVD-Generalkapitels, das in diesem Jahr stattfindet. Das Kapitel wird über die Richtung nachdenken, in die die SVD während der kommenden 6 Jahre gehen soll und einen Aktionsplan für die ganze Gesellschaft entwickeln.
Mission wird heute im Kontext von Gottes Mission („missio Dei“) verstanden. „Unsere Teilnahme an Gottes Mission erfordert von uns eine tiefe Reflexion darüber, wie Gott heute in unserer Welt am Werk ist, indem wir die Zeichen der Zeit lesen.“ Um Wege der Mission heute zu sehen, geht es darum, sich immer wieder der Grundlagen, der Motivation und der Ziele von Mission zu vergewissern. Das erfordert eine Rückbindung an Gott und an Gottes Plan für die Welt. Die Aussagen über Gottes Offenbarung in Dei Verbum (2. Vatikanisches Konzil) sind erhellend: „Gott hat in seiner Güte und Weisheit beschlossen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1,9): dass die Menschen durch Christus, das fleischgewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur (vgl. Eph 2,18; 2 Petr 1,4). In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott (vgl. Kol 1,15; 1 Tim 1,17) aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde (vgl. Ex 33,11; Joh 15,14-15) und verkehrt mit ihnen (vgl. Bar 3,38), um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen.“ (DV 2) Daraus ergibt sich dann, was Ad Gentes über Mission sagt: „Die pilgernde Kirche ist ihrem Wesen nach ,missionarisch‘ (d. h. als Gesandte unterwegs), da sie selbst ihren Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet gemäß dem Plan Gottes des Vaters.“ (AG 2)

Einen Aktionsplan zu entwickeln betrifft beides, die SVD-Mission nach innen (ad intra) und nach außen (ad extra). Ad extra ergeben sich missionarische Herausforderungen daraus, dass es bei Mission um Erst- und Neu-Evangelisierung geht. Es geht um Menschen in Migration und um ethnische Konflikte und Versöhnung; indigene und ethnische Gemeinschaften stellen uns vor Herausforderungen, so wie die Umwelt, Familie und Jugend und der interreligiöse und ökumenische Dialog. In jedem Kontext sind Wege der Mission, die dem prophetischen Dialog entsprechen, zu entwickeln. Ad intra geht es um Spiritualität, Gemeinschaft, Leitung, Finanzen und Formation – eben um die Art und Weise, wie das missionarische Ordensleben in konkreten Situationen gelebt wird. Da kommt Evangelii Nuntiandi in den Sinn: „Ohne alles zu wiederholen, was Wir schon vorher gesagt haben, ist es doch gut, folgendes hervorzuheben. Für die Kirche ist das Zeugnis eines echt christlichen Lebens mit seiner Hingabe an Gott in einer Gemeinschaft, die durch nichts zerstört werden darf, und gleichzeitig mit einer Hingabe an den Nächsten in grenzenloser Einsatzbereitschaft der erste Weg der Evangelisierung. ,Der heutige Mensch‘, so sagten wir kürzlich zu einer Gruppe von Laien, ,hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind.‘ Als der hl. Petrus das Bild eines reinen und ehrbaren Lebens zeichnete, brachte er das deutlich zum Ausdruck: ,Ohne zu reden, gewannen sie diejenigen, welche sich weigerten, an das Wort zu glauben.‘ Die Evangelisierung der Welt geschieht also vor allem durch das Verhalten, durch das Leben der Kirche, das heißt durch das gelebte Zeugnis der Treue zu Jesus, dem Herrn, durch das gelebte Zeugnis der Armut und inneren Loslösung und der Freiheit gegenüber den Mächten dieser Welt, kurz, der Heiligkeit.“ (EN 41)

Diese Ausgabe des Verbum SVD bietet einige Beiträge zum Thema des Generalkapitels an und darüber hinaus den ersten Teil eines Artikels zur Geschichte der SVD-Generalkapitel. Das mag beitragen zu einer Einordnung der Thematik in einen weiteren Kontext.

“From Every Nation, People and Language: Sharing Intercultural Life and Mission”—this will be the theme of the XVII SVD General Chapter in 2012. The chapter will think about directions for the SVD for the coming six years, i.e., develop an “action plan” for the whole Society.

Mission today is to be understood in the context of God’s mission. “Our participation in God’s mission requires a deep discernment of how God is at work in the world today, reading the ‘signs of the time.’” To see ways of mission today, it’s necessary to return again and again to motivations, to the basis and to the goals of mission. This happens also in response to God’s own plan, as Dei Verbum of the Second Vatican Council states:
“In His goodness and wisdom God chose to reveal Himself and to make known to us the hidden purpose of His will (see Eph 1:9) by which through Christ, the Word made flesh, man might in the Holy Spirit have access to the Father and come to share in the divine nature (see Eph 2:18; 2 Peter 1:4). Through this revelation, therefore, the invisible God (see Col 1:15, 1 Tim 1:17) out of the abundance of His love speaks to men as friends (see Ex 33:11; John 15:14-15) and lives among them (see Bar 3:38), so that He may invite and take them into fellowship with Himself.” (DV 2) In this way God’s revelation is the very basis of mission. “The pilgrim Church is missionary by her very nature, since it is from the mission of the Son and the mission of the Holy Spirit that she draws her origin, in accordance with the decree of God the Father.” (AG 2)

Developing an “action plan” means then, in the SVD perspective, that there are challenges both ad extra and ad intra. Ad extra (“sharing intercultural mission”), mission is about primary and new evangelization, about migration, about ethnic conflicts and reconciliation, about indigenous and ethnic communities, about the environment, about family and youth, and about ecumenical and interreligious dialogue. We are called to think about ways of mission looking at these challenges in our own contexts. Ad intra (“sharing intercultural life”) mission is about spirituality, community, leadership, finances, and formation—about our way of living our religious-missionary life today, again, in concrete contexts. “Without repeating everything that we have already mentioned, it is appropriate first of all to emphasize the following point: for the Church, the first means of evangelization is the witness of an authentically Christian life, given over to God in a communion that nothing should destroy and at the same time given to one’s neighbor with limitless zeal. As we said recently to a group of lay people, ‘Modern man listens more willingly to witnesses than to teachers, and if he does listen to teachers, it is because they are witnesses.’ St. Peter expressed this well when he held up the example of a reverent and chaste life that wins over even without a word those who refuse to obey the word. It is therefore primarily by her conduct and by her life that the Church will evangelize the world, in other words, by her living witness of fidelity to the Lord Jesus—the witness of poverty and detachment, of freedom in the face of the powers of this world, in short, the witness of sanctity.” (EN 41)

This present volume of Verbum SVD offers reflection on the theme of the General Chapter from different perspectives and contexts. In addition, there is the first part of an article about the history of the SVD General Chapters that may help to get the wider picture.