Das Projekt einer Katholischen Enzyklopädie für China

Seit 1911 gab es auf katholischer Seite Überlegungen, mittels eines Reallexikons die Chinesen über Wesen und Lehre der Kirche sowie das christliche Ideengut zu informieren. Im Sommer 1934 erklärte sich der Steyler Generalsuperior P. Josef Grendel auf ausdrücklichen Wunsch Pius’ XI. zur Übernahme der Redaktionsaufgabe durch die Fu-Jen-Universität in Peking bereit.

Nach der Beseitigung der Qing-Dynastie 1911 gab es angesichts des tiefgreifenden Transformationsprozesses in China, der alle Bereiche des privaten und gesellschaftlichen Lebens zunehmend erfasste, auf katholischer Seite Überlegungen, mittels eines Reallexikons die Chinesen, namentlich die nichtchristlichen Intellektuellen, aber ebenso den einheimischen Klerus, über Wesen und Lehre der Kirche sowie das christliche Ideengut unaufdringlich und sachgemäß zu informieren, um auf diese Weise mit der chinesischen Gesellschaft in einen Dialog zu kommen. Nachdem erste diesbezügliche Versuche gescheitert waren, erklärte sich der Steyler Generalsuperior P. Josef Grendel auf ausdrücklichen Wunsch Pius’ XI. im Sommer 1934 zur Übernahme der Redaktionsaufgabe durch die Fu-Jen-Universität in Peking bereit. In Europa betraute man den Verlag Herder in Freiburg mit der Redaktion. Für die Mitarbeit an dem Unternehmen, das im Lauf der Jahre von einem bzw. zwei geplanten Bänden auf sieben Bände anwuchs und dem die sogenannte „Sinifizierung“ als programmatische Leitidee zugrunde lag, konnte eine stattliche Zahl hochangesehener Wissenschaftler im In- und Ausland gewonnen werden. Die Steyler Missionsgesellschaft, die Missionsverwaltungsgesellschaft m.b.H. in Aachen und der Ludwig-Missionsverein in München kamen hauptsächlich für die Finanzierung auf. Die Herstellung des Werks geschah unter denkbar ungünstigen Zeitumständen und Rahmenbedingungen. Dennoch konnte die Freiburger Redaktion ihren Teil der Arbeit Ende Februar 1951 abschließen. Die in Deutsch verfassten Artikel sollten in Peking sinifiziert, d.h., durch Beiträge über relevante fernöstliche Sachverhalte und Charakteristika ergänzt und das Ganze ins Chinesische übersetzt werden. Nach der kommunistischen Machtergreifung über ganz China 1949 und der erzwungenen Schließung der Fu-Jen-Universität gab es jedoch keine Institution oder Person, die die Enzyklopädie hätte zu Ende bringen können: Sie blieb daher unvollendet, ein ehrgeiziges und anspruchsvolles Projekt, in das sehr viel Arbeit und Finanzmittel – vorwiegend Missionsgelder – investiert worden waren.

Buchangaben: Karl Josef Rivinius SVD,Das Projekt einer Katholischen Enzyklopädie für China (Studia Instituti Missiologici SVD # 99), 478 S. 2013. 29,80 €. ISBN 978-3-8050-0609-5

 
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